# Gefahren von Nebeleffekten

Die wichtigste Forderung im modernen Theater- und Veranstaltungsbetrieb muss sein, dass die eingesetzten Dunste oder Nebel möglichst ungiftig und gesundheitsunschädlich sind, da eine Belastung der Künstler und des Publikums nicht erwünscht ist.

Grundsätzlich muss dafür gesorgt werden, dass Räume, in denen Nebel-Effekte benutzt werden, gut und regelmäßig belüftet werden. Ebenso sollte man darauf achten, Künstler und Personal so wenig wie möglich einem Nebeleffekt auszusetzen und nur so viel Nebel wie nötig und so wenig wie möglich einzusetzen.

# Technische Gase

Beim Einsatz von technischen Gasen muss die Atmosphäre auf den richtigen Sauerstoffgehalt gemessen werden, um beteiligte Akteure und Zuschauer nicht in Gesundheitsgefahr zu bringen. Es sind preiswerte und automatische Sauerstoffsensoren im Handel erhältlich, mit denen die Umgebungsluft gemessen werden kann. Ebenso bietet jeder Lieferant technischer Gase Datenblätter an, in denen das eingesetzte Gas sehr genau spezifiziert ist und vor möglichen Gefahrensituationen gewarnt wird.

# Stickstoff

Stickstoff ist ein Edelgas und verhält sich gegenüber dem menschlichen Organismus neutral und hat keine schädlichen Auswirkungen. Das Mischungsverhältnis von Stickstoff mit anderen Gasen richtet sich nach den Verhältnissen in der Erdatmosphäre, die aus 21 % Sauerstoff (O2) und 78 % Stickstoff (N2) besteht. Das restliche Prozent setzt sich aus Spurenelementen anderer Gase und Wasser zusammen. Der Stickstoffanteil eines Gasgemischs wird immer in Bezug auf den verbleibenden Sauerstoffanteil gemessen. Stickstoff kann solange zur Atemluft hinzugefügt werden, bis der Sauerstoffanteil einen unteren Grenzwert erreicht, bei dem akute Lebensgefahr für den menschlichen Organismus besteht.

Der Sauerstoffgehalt sollte laut amerikanischer OSHA (Occupational Safety and Health Administration) nicht geringer als 19,5 % der Atemluft betragen. Die britische HSE (Health and Safety Executive) gibt einen Wert von 19 % als untere Grenze an. Atemluft mit einem reduzierten Sauerstoffgehalt führt zu Verminderung der Koordination und Zurechnungsfähigkeit, wodurch die Unfallgefahr wesentlich erhöht wird. Ein wesentlich geringerer Sauerstoffgehalt kann zu Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod führen.

# Kohlendioxid

Kohlendioxid (CO2) ist gegenüber Stickstoff wesentlich gefährlicher, da es die Atmung angreift und den Übergang von Sauerstoff in den Blutkreislauf behindert. Die amerikanische OSHA und die britische HSC (Health and Safety Commission) geben für einen 8-Stundentag eine durchschnittliche Konzentration von 5.000 Teilen pro Millionen (0,5 %) als ungefährlich an. Laut OSHA liegt der Grenzwert für eine kurzzeitige Belastung (15 Minuten) bei 30.000 Teilen pro Millionen (3 %). Der HSC Grenzwert liegt für denselben Zeitraum bei 1,5 %. Ein Kohlendioxidanteil von 3 % in der Luft hat eine leicht narkotische Wirkung, erhöht den Blutdruck und den Puls und beeinträchtigt das Hörvermögen. Werte über 7 % verursachen eine Bewusstlosigkeit innerhalb von wenigen Minuten. Höhere Kohlendioxidwerte führen zum Tod. Um den Kohlendioxidanteil in der Atemluft zu kontrollieren, sind automatische oder tragbare Kohlendioxidsensoren im Handel erhältlich.

# Flüssige Synthetische Luft

Flüssige Synthetische Luft ist ein homogenes Gemisch aus flüssigem Stickstoff (N2) und flüssigem Sauerstoff (O2) und kann anstelle von flüssigem Stickstoff für Kühlzwecke verwendet werden. Das Gemisch erzeugt beim Verdampfen ein Gas mit einem Sauerstoffanteil von 19,5 % bis 22 %. Wegen dieser Eigenschaften ist die flüssige Synthetische Luft eine sichere Alternative zu Stickstoff oder Kohlendioxid. Flüssige Synthetische Luft kann in unbegrenzten Mengen der Raumluft beigemengt werden. Trotzdem muss beim Einsatz von flüssiger Synthetischer Luft der Sauerstoffgehalt regelmäßig kontrolliert werden. Je länger das flüssige Gemisch in einem Behälter gelagert wird, desto höher wird der Sauerstoffgehalt der Mischung. Außerhalb eines Behälters steigt der Sauerstoffgehalt der Mischung sehr schnell über 23,5 %. Bei dieser Sauerstoffkonzentration erhöht sich die Brandgefahr durch die Reaktionsfreudigkeit des Sauerstoffs.



# Fluide auf Glykol- oder Mineralöl-Basis

Die meisten heute eingesetzten Nebelmaschinen benutzen als Grundstoff zur Nebelerzeugung Glykol. Glykol gehört zu der Gruppe der Alkohole, ist grundsätzlich ungefährlich und wird in vielen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt. Einige wenige Maschinen benutzen hochraffinierte Mineralöle, die jedoch bei höheren Temperaturen mehrere potentielle Probleme aufwerfen können. So können chemische Veränderungen bis hin zu Nebenprodukten von Verbrennungen entstehen, die unter Umständen extrem giftig sind. Eine Ausnahme davon sind mit mechanischen Methoden erzeugte Nebeleffekte. Dort werden keine gefährlichen Nebenprodukte erzeugt, da keine Hitze zur Erzeugung des Nebels verwendet wird.

Die amerikanische Bundesbehörde für Sicherheit und Gesundheit (National Institute of Occupational Safety and Health NIOSH) hat nach einer Studie 1994 eine Empfehlung bezüglich Nebeleffekten herausgegeben (HETA 90-355-2449). Darin wird unter anderem empfohlen, sich so wenig wie möglich Nebeleffekten auszusetzen, um Irritationen der Atemwege vorzubeugen. Ebenso sollten die Nebelfluide mit der niedrigsten möglichen Temperatur erhitzt werden und nur vom Hersteller der Nebelmaschine zertifizierte Nebelfluide eingesetzt werden.

Die Studie hat ebenfalls herausgefunden, dass einige der Nebenprodukte bei der Verdampfung von Nebelfluiden zu den Aldehyd-Gruppen gehören. Aldehyde sind organische Zusammensetzungen, die unter anderem wichtig sind für die Produktion von Plastik, Färbemitteln und Lebensmittelzusätzen. Zu den Aldehyden gehört aber auch Formaldehyd, das im Verdacht steht, krebsauslösend zu sein.

Trotz dieser Daten wurden keine Beweise gefunden, dass Nebel-Effekte, wenn richtig angewendet, Asthma oder allgemeine Gesundheitsprobleme hervorrufen können.

Für mit Hitze oder mechanischen Methoden erzeugte Nebeleffekte gibt es wegen der geringen Beweise für eine ernsthafte Gesundheitsgefahr keine Grenzwerte für deren Anwendung. Dies liegt auch daran, dass bis heute noch keine empirischen Daten über Auswirkungen von Nebeleffekten auf die Physiologie des Menschen vorhanden sind. Nichts desto trotz gibt es Standards und Grenzwerte für einige in den Nebelfluiden enthaltenen Stoffe (siehe Kapitel 8).

Hersteller von Maschinen zur Nebelerzeugung geben in der Regel Richtlinien für den Gebrauch von Nebelmaschinen an, um vor falschen Anwendungen und daraus eventuell resultierenden Gesundheitsgefahren zu warnen.

Trotz der allgemein anerkannten Unbedenklichkeit von Dunst- und Nebel- Effekten klagen einige Leute über Atembeschwerden und Halsschmerzen in Zusammenhang mit Nebeleffekten. Menschen mit Allergien können sich beim Einsatz von Nebeleffekten unwohl fühlen und/oder allergische Reaktionen entwickeln. Asthmatiker und Menschen mit Atemwegserkrankungen oder sonstigen Lungenproblemen können möglicherweise Atemschwierigkeiten beim Einsatz von Nebeleffekten bekommen.

In den meisten Staaten sind Hersteller von Produkten durch Gesetz verpflichtet, Sicherheitsdatenblätter (Engl.: MSDS, Material Safety Data Sheet) mit allen wichtigen Informationen über die Gesundheitsgefährlichkeit der in den Produkten enthaltenden Chemikalien bereitzustellen.

Diese Datenblätter müssen für alle Personen zugänglich gemacht werden, die mit dem Produkt in Kontakt kommen. Viele Hersteller benutzen diese Datenblätter, um die absolute Ungefährlichkeit ihrer Produkte zu beweisen. Die Existenz eines Sicherheitsdatenblattes muss also keineswegs bedeuten, dass ein Produkt gefährliche Chemikalien enthält. Stellt ein Hersteller kein Sicherheitsdatenblatt für ein Produkt zur Verfügung, kann es ebenfalls bedeuten, dass das Produkt absolut ungefährlich ist. Beim Kauf von Chemikalien sollte man immer nach dem Sicherheitsdatenblatt fragen, es lesen und beim Einsatz in greifbarer Nähe behalten. Sollte man kein Sicherheitsdatenblatt bekommen, muss dies nicht unbedingt heißen, dass Informationen unterschlagen werden (siehe oben).

Trotzdem sollte man bei Herstellern und Händlern vorsichtig sein, die nicht wissen, was ein Sicherheitsdatenblatt ist, eine andere Erklärung für das Fehlen desselbigen angeben oder die Frage nach dem Datenblatt einfach übergehen.